Diamant- bzw. Mifa-Rennsportrad, 1977 Vintage Gravel-Bike, DDR

390 € VB

+ Versand ab 10,49 €
67069 Rheinland-Pfalz - Ludwigshafen
01.05.2024
  • Art Herren
  • Typ Rennräder
  • Zustand Gut

Beschreibung

Vor zehn Jahren, im Mai 2014, erschien im Katalog der Ausstellung "Das Fahrrad“ (Museum der Arbeit, Hamburg) ein Artikel von Gerolf Meyer. Darin ein großes Foto eines modifiziertes Tectoron-Schaltwerks (VEB Polygraph, 80er Jahre), das findige Bastler in eine Campagnolo "Super Record" verwandelt hatten.

Ähnliches Improvisationstalent zeigt sich auch bei diesem Fahrrad, das ursprünglich als Diamant "Modell 35-202" auf den Markt kam – ein Herrensportrad ohne Gangschaltung. Doch mit ein paar Zusatzteilen wurde aus dem Herrensportrad 202 ein Rennsportrad vom Typ 35-706. Besonders schwer fiel das nicht, sind doch beide Modelle identisch lackiert und die Gabeln renngerecht als Rundscheidengabeln ausgeführt. Fehlende Anlötteile für den Schaltzug konnten durch zwei Schellen kompensiert werden. Ein Hinterrad mit vier Ritzeln und ein Favorit-Schaltwerk komplettieren die Renn-Ausstattung. (Alternativ: 5 Ritzel und Schnellspanner, alles Renak). Ein Rennlenker samt -sattel fehlen ebenfalls nicht.

Solche Umrüstungen waren damals nicht selten. Nicht immer sind sie auf den ersten Blick zu erkennen, doch die sechsstellige Rahmennummer (384246, also Baujahr 1977) verrät, dass dieses Diamant aus dem Werk Sangerhausen stammt und genaugenommen ein Mifa ist. Diamant-Räder aus Sangerhausen gab es ab 1969, als die Diamant-Sportradproduktion von Karl-Marx-Stadt nach Sangerhausen teilverlagert wurde.

Bei meiner Revision habe ich ein neues Favorit "Special"-Schaltwerk aus Altbeständen und einen ebenso neuen Favorit-Schaltheber verwendet. Das gesamte Fahrrad wurde grundgereinigt, entfettet und gewartet. Die Lager sind frisch gefettet, der Lack an einigen Stellen abgetupft.

"Diamant – weltbekannt: wird im Ausland Schrott genannt.“

Dieser blöd-böse Spruch aus DDR-Zeiten zielt nicht völlig an der damaligen Realität vorbei, denn Fertigungstoleranzen und -qualität insgesamt waren bei den Produkten der Marke aus Karl-Marx-Stadt (und auch Sangerhausen, wo ja seit 1969 ebenfalls kräftig Diamant etikettiert wurde), durchaus nicht auf der Höhe des westlichen Auslandes. Weltniveau sah auch damals anders aus.

Doch Jahrzehnte später finden sich immer wieder alte Diamanträder aus DDR-Zeiten in beeindruckend gutem Zustand. Wie ist das zu erklären, wenn die Qualität doch damals so mies war?

Ganz einfach. Alles, was Montags- und Freitagsware war, fiel schnell dem Zahn der Zeit zum Opfer und landete nicht nur auf dem metaphorischen Schrotthaufen der Geschichte, sondern auf den wirklichen Schrottplätzen von Ost und West. Was jedoch von halbwegs guter Qualität war bzw. alles, was gut gepflegt, gewartet und mit ordentlichen Ersatzteilen am Laufen gehalten wurde, gilt auch heute noch als begehrenswertes Zwei(t)rad. Räder, die diesen evolutionären Auswahlprozess mehr als vier Jahrzehnte überdauert haben, dürften locker noch einmal vier Jahrzehnte halten.

Das hier angebotene Rad trägt seine Blessuren mit Stolz und könnte (abgesehen von ein paar Lackabplatzern und -ausbesserungen) durchaus als optisch neuwertig gelten. Ein japanischer Sammler würde es dennoch ablehnen, da es nicht hochglänzend-nagelneu ist.

Dank der 28-Zoll-Reifen (37-622) – der vordere ist tatsächlich noch ein Pneumant aus DDR-Produktion – würde es heute in die Kategorie „Gravel-Bike“ fallen. Ein Gravel-Bike aus der DDR – ach, hätten die das nur damals schon gewusst!

Gemuffter Stahlrahmen, Steuerkopfmuffen rot liniert
Rundscheidengabel mit Spezial-Gabelkopf
Überstandshöhe: 81 cm
Rahmenhöhe: 56,5 cm
Naben: Renak mit Flügelmuttern
Schaltung: Favorit
Bremsen: Rasant
Vorbau: Grünert
Lenker: Alu, neues Tressoplast-Baumwollband, mit Ballenmattierung getränkt und konserviert
Felgen: Alu
Zwei Ledersättel: Möve, zusätzlich Brooks B17 (neu: € 100+)

Der Verkauf erfolgt unter Ausschluss jeglicher Sachmangelhaftung.
Die Haftung auf Schadenersatz wegen Verletzungen von Gesundheit, Körper oder Leben und grob fahrlässiger und/oder vorsätzlicher Verletzungen meiner Pflichten als Verkäufer bleibt davon unberührt.

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